Es tut sich viel beim Thema Elektro-PKW

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Die technologische Weiterentwicklung der Elektrofahrzeuge schreitet schnell voran

Renault ZOE steigert die Reichweite auf bis zu 400 Kilometer | Abb.: Renault Deutschland AG
War beim Modell S des US Herstellers Tesla bereits zu seiner Markteinführung in 2012 das Thema Reichweite eines Elektroautos kein Thema mehr, so haben uns bis vor kurzer Zeit noch alle deutschen Hersteller glauben lassen, das dieses Thema für sie eine zu große Herausforderung sei.
 
Bis heute dokumentiert als einziger Hersteller Tesla eindrucksvoll, was machbar ist. Eine Stromer Reichweite von 500 km und darüber hinaus ist eigentlich schon länger technologisch kein großes Problem. Wie schon so oft, haben erst Skandale der jüngsten Zeit auch die heimischen Automobilhersteller so richtig wach werden lassen. Der Dieselskandal, die damit verbundenen Manipulationen der Software, die die Verbrauchswerte diagnostiziert und die Aufdeckung fragwürdiger Methoden, was die Testverfahren anbetrifft, haben dazu geführt, dass die technologische Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen schnell voranschreitet. Alle Hersteller, die Stromer in ihrem Programm haben, haben ihre Modelle der ersten Stunde kräftig aufgerüstet und verbauen derzeit größere Akkus.
 
Der Renault ZOE, die Nummer 1 bei den reinen Stromern, wird ab Januar 2017 optional mit neuer Z.E. 40-Batterie ausgeliefert. Diese ermöglicht eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer. Die Preise für die neue Variante starten bei 24.900,- Euro für den ZOE Life und 26.700,- Euro für die Ausstattung Intens. Das neue Topmodell ZOE BOSE Edition mit hochwertigem BOSE Soundsystem und Lederausstattung ist ab 29.400,- Euro erhältlich. Die Preise für den ZOE mit Basisbatterie und 240 Kilometer Reichweite betragen unverändert 22.100,- Euro (Life) und 23.900,- Euro (Intens). Zuzüglich zum Kaufpreis hat Renault für den ZOE ein neues, vereinfachtes Batteriemietangebot mit Tarifen ab 59 Euro pro Monat aufgelegt. Alternativ dazu besteht erstmals auch die Möglichkeit, die Batterie zu kaufen. Dieses Angebot gilt für beide Akkuvarianten.
 
Der BMW i3 kann seit dem letzten Jahr auch mit neuen Lithium-Ionen-Zellen bestellt werden. Das erhöht die Reichweite des Modells BMW i3 (94 Ah) gegenüber dem BMW i3 (60 Ah) im sogenannten neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ) von 190 auf 300 Kilometer und minimiert die Reichweiten-Angst nennenswert. Der Mehrpreis beträgt lediglich 1.200,- EURO. Der Listenpreis des BMW i3 (94 Ah) beginnt bei 36.150,- Euro.
 
Mit Range Extender sind sogar bis zu 330 Kilometer möglich. Der Preis des BMW i3 (94Ah) mit Range Extender schlägt jedoch mit 40.650,- Euro zu buche. Der Range Extender ist ein kleiner, laufruhiger Ottomotor, der mit bleifreiem Benzin betankt wird. Dieser Motor treibt einen Generator zur Stromerzeugung an, so dass das Fahrzeug weiterhin mit Elektroenergie fahren kann. Wer bereits einen BMW i3 besitzt, kann den neuen größeren Akku nachrüsten lassen. Die ausgebauten Akkus werden dann als stationäre Stromspeicher weiterverwendet.

Ganz neue Fahrzeugmodelle, wie der Opel Ampera-e, der ab Frühjahr auch in Deutschland verfügbar sein wird, versprechen Reichweiten jenseits der 500 Kilometer Marke. Dieses interessante Fahrzeug wird die Reichweitendiskussion auch in der Mittelklasse beenden. Mit vollgeladenen Batterien wird der Opel Ampera-e über eine größere Reichweite als die meisten anderen Elektroautos verfügen und zu einem erschwinglichen Preis angeboten. Der Opel Stromer wird hierzulande voraussichtlich zu einem Preis zwischen 34.000,- und 36.000,- Euro angeboten werden.

An einer 50 kW-Gleichstrom-Schnellladestation wird er in 30 Minuten Strom für 150 Kilometer laden können, was allerdings durchaus noch ausbaufähig ist. Hier haben kürzlich einige Automobilhersteller einen Quantensprung angekündigt. Daimler, BMW, Volkswagen mit seinen Töchtern Audi und Porsche sowie der US-Konzern Ford wollen mit einem europaweiten Netz an Schnell-Ladestationen den Ladevorgang deutlich beschleunigen. Die geplante Infrastruktur soll eine Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt haben und damit ein schnelleres Wiederauftanken der Akkus ermöglichen als derzeit.

Angemerkt muss an dieser Stelle werden, dass Tesla mit seinen eigenen Superchargern noch auch beim Thema Laden deutlich die Nase vorne hat. Tesla ist gegenwärtig der einzige Elektrofahrzeughersteller, dessen Fahrzeuge mit einer maximalen Leistung von 120 kW geladen werden können. Dies entspricht einer Laderate von etwa 270 km Reichweite in 30 Minuten. Die Stationen wurden strategisch so platziert, dass sie Stopps auf Langstreckenreisen minimieren. Sie befinden sich in der Regel an Autobahnraststätten mit Restaurants. Jede Supercharger-Station verfügt über mehrere Ladepunkte, damit eine Fahrt möglichst schnell fortgesetzt werden kann.

Derzeit spricht für viele gegen den Kauf eines Elektroautos die lange Ladezeit, was eine zügige Weiterfahrt, verhindere. Zahlreiche Entwicklungsprojekte zum Thema Verbesserung der Schnellladefähigkeit von Batterien versprechen aber Abhilfe in den kommenden Jahren. Heute gibt es bereits Akkus, die sich innerhalb von zwei Minuten auf 70% Ihrer Kapazität aufladen lassen. Um eine Schnellladung überhaupt realisieren zu können, muss aber eine leistungsstarke Energiequelle zur Verfügung stehen. Für die Ladung eines heutigen Elektroautos sind ca. 25 kWh notwendig. Zur Übertragung dieser Energiemenge innerhalb von zwei Minuten sind 750 kW notwendig. Erste Batteriesysteme dieser Art sind bereits in der Testphase.
 
Die Daimler AG verspricht für Ihre zukünftigen Stromer-Modelle eine neue Elektroauto-Architektur mit einer Ladezeit von fünf Minuten für 100 Kilometer. Auf der Detroit Auto Show im Januar diesen Jahres wurde für 2018 ein erster Mercedes-Stromer dieser neuen Architektur mit einer Reichweite von 400 bis 500 Kilometern angekündigt. Der neue Stromer soll zwischen den Mercedes-Modellen C- und E-Klasse angesiedelt und „sehr wettbewerbsfähig“ werden, so die Manager der Daimler AG. Auch andere Autobauer wie BMW, Ford, General Motors und Toyota wollen die Entwicklung von E-Mobilen in den nächsten Jahren kräftig anschieben. Endlich geht es also mit der technologischen Weiterentwicklung schnell voran.
 
Trotz Kaufprämie fahren aber erst wenige Elektroautos auf deutschen Straßen - in den Niederlanden und Norwegen ist die Zahl der Stromer viel höher. Die Entwicklung der Zulassungszahlen der letzten Jahre ist aber auch in Deutschland durchaus vielversprechend, zumal der deutsche Autokäufer sehr hohe Ansprüche an sein Fahrzeug hat. Ausgehend vom jüngst eingeschlagenen Entwicklungstempo der heimischen Autobauer sind wir ziemlich sicher, dass in 5 bis 10 Jahren viele Stromer auch auf deutschen Straßen zu sehen sein werden.

Revolutionäre Technologien bedürfen bekanntlich einiger Vorlaufzeit und dem Anpassungswillen und der Anpassungsfähigkeit der Anbieter, die am liebsten weiterhin auf das Bekannte setzen würden. Ein gutes, wenn auch ein krasses Beispiel, ist die Entwicklung des Digital-Kameramarktes. 1974 baute der junge Kodak-Ingenieur Steve Sasson die erste digitale Kamera der Welt. Der Konzern unterschätzte die Idee und verpasste die Zukunft. Sein Arbeitgeber ließ die Innovation lange ungenutzt in der Schublade. Es war einer der fatalsten Fehler der Wirtschaftsgeschichte, der dazu beitrug, dass der weltgrößte US-Fotokonzern von der technologischen Revolution überrollt wurde. 2012 meldete Kodak Insolvenz an und ist seither nur noch ein Schatten seiner selbst - obwohl jede moderne Digitalkamera auf Sassons Ur-Patent zurückgeht.



  
  

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